Zopf ab

Ein Friseurtermin dient nicht nur dem Styling, sondern auch der individuellen “Psychohygiene”.  Ich empfinde dieses Date mit der Friseurin meines Vertrauens immer als Erholungs-Entspannungs- und Wellness-Termin! Und die Haare sind auch ab.

Irgendwie scheint dieser Herbst eine Zeit zu sein, in dem ich/wir alte Zöpfe abschneiden. Es gab bei uns am Haus einige Renovierungsarbeiten, Altes wurde entfernt und durch neues, zeitgemäßes ersetzt (Fenster), ein Studium wurde beendet und ein Wohnort gewechselt (Sohn). Ein Buch feiert seinen Höhepunkt auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, und ein weiteres Buch ist in der Abschlußphase (erscheint im Herbstprogramm 2017 in “meinem” Vier-Türme-Verlag, juhu).

Es wird Zeit, eine “kreative” Pause einzulegen und Urlaub zu machen. Pause vom schreiben mache ich nicht, denn dass wäre für mich so ähnlich wie die Luft anhalten… Aber ich werde versuchen “offline” zu gehen, um Ruhe zu finden, mich auf Kommendes vorzubereiten und wahnsinnig darauf zu freuen!

In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen, sonnigen Start in den Herbst und eine  gute Zeit! Spätestens nach der Buchmesse gibt es wieder pinkfarbene Blogs! Vielleicht begegnen wir uns ja in Frankfurt. Ich darf auf dem Autorensofa am Donnerstag, den 20.10 um 14 Uhr, Halle 3.1, Stand B 143 Platz nehmen. Damit erfüllt sich ein weiterer Lebenstraum, den ich nicht zu hoffen gewagt habe. Aber: Wunder geschehen…

Corinna

Sprung in der Schüssel

Klirrend fällt das Zahnputzglas in die Badkeramik und schon ist ein großer Sprung in der Schüssel zu sehen. Prima! So ein Schaden läßt sich nur mit relativ viel Aufwand beheben… Nämlich gar nicht… außer man tauscht die Keramik aus.

Was einmal kaputt ist, läßt sich nicht immer reparieren. Was einmal gesagt ist, läßt sich nicht immer zurückholen. Was einmal an Dummheit begangen wurde, läßt sich nicht immer wieder gut machen. Ich weiß wovon ich rede….

“Einen Sprung in der Schüssel haben” ist auch ein Synonym für “durchgeknallt” oder “nicht ganz richtig im Kopf”. Dazu fallen mir auf Schlag viele Begegnungen ein.

Arbeitsanfahrt über die Autobahn. Vor mir zockelt ziemlich langsam ein Auto und als ich ansetze um zu überholen, blinkt der Fahrer und fährt auf den Standstreifen und jemand wedelt mit dem Arm aus dem Fenster. Sieht nach einer Bitte um Hilfe aus. Ich schalte mein Warnblinklicht an und fahre ebenfalls auf die Standspur. Ich passe gut auf, bevor ich die Tür öffne und schnell, aber vorsichtig aussteige. Zügig jogge ich die 100 Meter zu dem anderen Auto, aus dem sich mühsam ein sehr alter Herr quält. Ich springe los und ziehe ihn hinter sein Auto, weil die Autos ungebremst in hohem Tempo an uns vorbei sausen… Und frage ihn, ob alles in Ordnung ist und ob er Hilfe braucht. Er macht auf mich einen zumindest irritierten, wenn nicht gar verunsicherten Eindruck. Ja, ja, ich könne ihm helfen. Er wisse nicht so genau wo er sich befinde, er habe sich wohl verfahren.

Jetzt bin ich ebenfalls irritiert, denn auf einer Autobahn nach dem Weg zu fragen finde ich gelinde gesagt “unorthodox”, gefährlich und ziemlich sicher – verboten. Ich kann ihm sagen, dass er nur eine Ausfaht verpasst hat, aber auch dann schnell am Ziel ist, wenn er die Nächste nimmt. Er bedankt sich und hievt sich unter Mühen wieder in sein Auto. Auf dem halben Weg zu meinem Auto laufe ich sicherheitshalbe noch mal zurück, um ihm zu erklären, dass er weiter fahren muss und hier keinesfalls wenden darf, da er sich auf einer Autobahn befindet. Er schaut mich entgeistert an und fragt mich, ob ich “einen Sprung in der Schüssel habe” … Das wisse er selbstverständlich!!!

Aha! Keineswegs beruhigt gehe ich vorsichtig zu meinem Auto zurück und warte, dass er sich ordnungsgemäß in den Verkehr einfädelt. Das gelingt ihm ohne nennenswerte Schwierigkeiten und ich bleibe hinter ihm, bis er an der nächsten Abfahrt folgerichtig abfährt. Schließlich habe ICH ja den “Sprung in der Schüssel” und nicht er…

Fazit: Manche Dinge/Sachverhalte liegen im Auge des Betrachters und nicht in der Schüssel.

Wohnst du noch oder hast du schon ein zu Hause?

Die letzten zwei Wochen war ich auf Wohnungssuche für einen Studenten in der Metrople “Freie und Hansestadt Hamburg” – bei uns auch “HH” genannt. In der blauäugigen Vorstellung, dass ich mir einfach ein paar Wohnungen anschaue, surfte ich bei den einschlägigen Internetportalen. Es gab jede Menge Angebote und auch in der schicken Hafen-City waren sehr schöne Lofts mit Dachterasse… Für 2800 € kalt!

Definitiv nicht unsere Liga! Und so suchte ich natürlich nach kleineren, bezahlbaren Wohnungen in diversen hamburgischen Stadtteilen. Aber auch da war ich erschüttert wegen der Mietpreise, denn bei uns in der “ländlichen Kreisstadt” und auch an dem bisherigen Uni-Ort waren die Preise deutlich günstiger. Ich suchte 6 oder 7 halbwegs bezahlbare Wohnungen heraus und bat mit dem entsprechenden Button um Kontaktaufnahme. Ein weiterer Button poppte auf und ich musste eine “Bewerbung” ausfüllen! Mittlerweile waren mehrere meiner Zahnreihen in unserer Tischkante zu sehen…..

Am nächsten Tag hatte ich genau eine Rückmeldung mit Besichtigungstermin. Alle anderen Anbieter meldeten sich erst gar nicht. Ich fuhr nach HH, suchte einen Parkplatz und stellte mich mit etwa 20 anderen Bewerbern vor das Haus (welches sogar im hanseatischen Stil von 1880 ganz gut in Schuss war) und wartete auf den Makler. Der geleitete uns dann über mehrere Etagen in die winzige Wohnung, die mit einem ehemals beigen Teppich ausgelegt war… Über die Flecken darauf wollte ich nicht weiter nachdenken. Im Bad gab es nur wenige heile Fliesen, dafür aber ein kaputtes Waschbecken und eine ebenfalls kaputte Toilette… Diese würde aber “wahrscheinlich” vom Vermieter ausgetauscht werden…. Die Nachtspeicheröfen von 1962 aber selbstverständlich nicht, teilte der etwas schnöselige Makler auf Nachfrage mit. Ich versuchte beim zügigen hinausgehen möglichst nicht die Türklinke zu berühren….

Neue Recherche, 5 neue Bewerbungen, 2 Rückmeldungen, wobei ich aus terminlichen Gründen einen davon nicht wahrnehmen konnte. Auf telefonische Nachfrage wurde mir beschieden, dass eine weitere Besichtigung nicht geplant wäre und die Wohnung beim ersten Termin sicher vergeben werde….

Der nächste Besichtigungstermin war im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg, auf der recht  grünen und hippen Elbinsel und somit von Deichen und Wasser umgeben. Tolle Ecke! Als ich in die Zielstrase einfuhr war meine Euphorie schon etwas gedämpfter, denn neben etwa 20 Internet-Cafés, und ziemlich heruntergekommenen Häusern war es dort insgesamt extrem “bunt” (siehe Foto)…

Ich hatte noch etwas Zeit und ging in die nächstgelegene Bank-Filiale und fragte den Angestelten dort ganz direkt, ob er seine Kinder hier wohnen lassen würde. Sein Zögern war eigentlich schon Antwort genug. “Naja, ich arbeite seit drei Jahren hier und nach zwei Wochen war mein Auto das erste mal – morgens um 11 Uhr – aufgebrochen”. Und sie hätten auch öfter mal die Polizei in der Filiale um dort bestimmte Kunden “entfernen” zu lassen….

Der Besichtigungstermin war trotzden sehr interessant, denn das Treppenhaus, dass sich wieder mit etwa 20 Menschen gefüllt hatte, sah ähnlich bunt aussah, wie die Haustür (Foto!). Während ich noch die Graffities zu entziffern und den Geruch im Treppenhaus zu ignorieren versuchte, stellte sich heraus, das der jetzige Mieter die Tür nicht öffnete und nach telefonischer Rücksprache die Wohnung gar nicht zu vermieten sei. Aber! Wie zufällig war gleich um die Ecke eine weitere Wohnung frei und die könnten wir uns statt dessen ansehen. Die Wohnung war akzeptabel, in einem guten Zustand und ich füllte, wie alle anderen Bewerber auch (!!!)  erneut 1000 Formulare, Schufa und was sonst noch alles aus und hoffte trotz der zwar hippen aber dennoch nicht ganz “astreinen” Lage auf eine Zusage. Der nächsten Tag: Absage auf telefonische Nachfrage…

Neues Spiel, neues Glück: stundenlange Internetrecherche, 5 potentielle Wohnungen inklusive Online-Bewerbung… Am nächsten Tag gleich morgens ein sehr netter Anruf  einer Anbieterin, bei der ich mich gleich auf zwei Wohnungen beworben hatte. Beide waren frei, beide wurden gerade renoviert und ich könne beide besichtigen! Hurra! Doppelte Chance! Wir plauderten noch sehr nett einen kurzen Moment und verabredeten uns für den nächsten Tag!

Der Stadtteil von HH war mir vertraut, weil wir dort Bekannte habe. Eine reine Wohngegend, gute Anbindung zur Innenstadt, sehr grün! Eine sehr junge, extrem hübsche Frau (mit rosa-pinken High Heels!) nahm mich freundlich in Empfang. Wir besichtigten beide Wohnungen, die in einem sehr guten Zustand waren und gerade renoviert wurden. Wir hatten “irgendwie sofort einen Draht” zueinander, plauderten, lachten und verstanden uns prima. Als ich wieder zuhause war, hatte ich nach einem kurzen Telefonat auch per Mail eine Zusage für die Wunsch-Wohnung!

Fazit: Eine Wohnung zu finden ist schon nicht so einfach, aber ein “zu Hause” entsteht erst dann, wenn nette, warmherzigen Menschen um einen herum sind….