Wackel-Dackel

Unser Border Collie Rala ist jetzt neun Jahre alt und ein Teil unserer “Herde”. Sie hat einen festen Platz bei uns Zuhause. Nachdem unser Sohn zum studieren ausgezogen ist, ist die Herde kleiner geworden und besteht nur noch aus meinem Mann und mir. Nichts desto trotz “hütet” Rala uns und beschützt das Haus. Bei jeder Klingel wird gebellt und wenn ein Mensch unser Grundstück betritt, gibt es einen Riesen-Alarm! Besonders Post- und Packetboten sind Feinde….

Vor ein paar Tagen traf ich beim Spaziergang einen Nachbarn mit seinem Hund Claire. Offensichtlich war Claire operiert worden, denn an ihrem Bein war ein großer Verband. Es war ein Tumor, erfuhr ich. Rala schnüffelte an Claire und forderte sie nicht, wie sonst zum Spielen auf. Sie spürte wohl, dass etwas nicht in Ordnung war. Wir schlichen beide etwas bedrückt weiter. Ich hatte aus gutem Grund vor drei Wochen einen Termin bei einem “Tier-Kardiologen” ausgemacht, um abklären zu lassen, ob mit unserer in die Jahre gekommenen Madame noch alles in Ordnung sei.

Abends fuhren mein Mann, der Hund und ich zum Untersuchungstermin. Die Geschichte von Claire geisterte mir noch immer im Kopf herum und ich war zugegebenermaßen etwas angespannt. Uns empfing ein sehr netter und äußerst kommunikativer Kardiologe, der uns bat Rala auf die Seite zu legen, damit er ein Herz-Echo machen könne. Wider erwarten lies sich das unsere Madame ganz gut gefallen und der Doktor erklärte anhand der hochauflösenden Bilder und Diagramme, das der “kardiale Output” in Ordnung sei, keine “Ventrikelinsuffizienz” zu sehen war und beide Kammern nicht atrophisch seien. Wie gut, dass ich jahrelang auf einer Kardio-Intensiv gearbeitet habe…. Für Menschen. Ich fühlte mich zeitlich zurückversetzt, da er die selbe Sprache sprach und von einem Kollegen an der Ohaio-State University sprach, der Herzklappen bei Hunden und Katzen transplantierte.

Das ist schon kein kleiner Eingriff bei Menschen… Aber bei Hunden? Wir diskutierten auf der Rückfahrt über Sinn und Unsinn einer solchen OP bei Hunden und fanden das doch recht überzogen, dekadent und nicht sinnvoll. Dennoch hatten ja auch wir einen Spezialisten in Anspruch genommen, den sich viele Menschen in anderen Ländern nicht mal für sich selber oder ihre Kinder leisten können. Mit gemischten Gefühlen führen wir zurück. Einerseits erleichtert, dass es unserer Rala gut geht, andererseits auch etwas beschämt….

Zwei Tage später traf ich unseren Nachbarn – ohne Claire. Auf meinen fragenden Blick schüttelte er nur traurig den Kopf und ging schnell weiter. Wahrscheinlich um nicht durch unsere süße  Rala erinnert zu werden.

Fazit: Wenn man Verantwortung für ein Lebewesen übernommen hat, versucht man, es so gut wie möglich zu beschützen. Und das sollte für alle Lebewesen – Mensch und Tier -gelten…

Pilates-Rolle

Manchmal sind die Dinge nicht das, was sie zu sein scheinen. Das Ding auf dem Bild ist zwar offiziell eine Pilates-Rolle., ich  benutze sie aber für Yogaübungen. Also ist sie eine Yoga-Rolle. Für mich. Für meinen Hund Rala ist es ein bedrohliches blaues Ungetüm. Sie mag sie nicht.

Das kenne ich gut. Ein Blick genügt und ich habe mir ein Urteil gebildet. Auf dem Hurricane hatte ich Gelegenheit viele Menschen (neu) kennenzulernen. Einige aus unserem Team sind schon – wie ich -  mehrere Jahren dabei. Andere kamen neu hinzu. Und obwohl wir uns nicht gut kannten, waren wir sehr schnell ein Team. Vertrautheit, Sympathie und Gruppendynamik spielen dabei sicher eine (Yoga-)Rolle… Damit meine ich eigentlich, dass es egal ist, “was” da wirkt, sondern es ist wichtig “das” es wirkt.

Wir hatten alle ganz gut zu tun. Auch oder besonders in der Nacht. Die Stimmung, der Alkohol- und Drogenkonsum steigt in der Dunkelheit. Ich betreute mehrere junge Frauen. Und in der Anonymität der Masse vertrauten sie mir Dinge aus ihrem Leben an, die mich mit Wucht trafen. Zack – und schon hatte ich eine Meinung dazu, ohne das ich es hätte steuern können. Dabei weiß ich natürlich gar nicht, ob die Geschichten wirklich so sind, wie sie erzählt wurden und ob die Sichtweise nicht etwas “vernebelt” war. Und selbst wenn sie so waren, wie es mir erzählt wurde, bin ich nicht berechtigt zu urteilen.

Im Moment höre ich sehr viele Geschichten, da ich an einem neuen Buchprojekt arbeite. Und verschiedene “Geschichtenerzähler” lassen mich gerade an bestimmten Aspekten ihres Lebens teilhaben. Ich empfinde das als großen Vertrauensvorschuss und als Geschenk. Was ich aus ihren Geschichten “mache” ist geprägt von meinen inneren Bildern. Ich kenne einige schon sehr gut, einige überhaut nicht. Als ich meine Geschichtenerzähler traf, waren sie oft nicht das, was sie in meinen Augen zu sein schienen. Ein Geschichtenerzähler begegnete mir im Rollstuhl und ich hielt ihn für schwach, da er sich kaum aus eigener Kraft bewegen konnte. Als er mir zur Begrüßung die Hand gab, drückte er stärker zu als ich erwartet hatte. Und als er zu erzählen begann, merkte ich, dass dieser Mann, trotz seiner für mich augenscheinlichen Schwäche, einer der stärksten Menschen war, die ich seit langen getroffen hatte.

Interessanterweise habe ich auch umgekehrte Erfahrungen machen dürfen, bzw. machen müssen, denn mir wurde manchmal eine Rolle zugeschrieben, die ich gar nicht inne hatte. Und es war nicht immer einfach aus dieser Rolle, die gar nicht meine war, wieder heraus zu kommen…

Fazit: “Rollen” können das eine oder das andere sein – entscheidend ist, was ich daraus mache…