Europa

…. ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie. Zeus, der eigentlich mit Hera verheiratet ist, verwandelt sich in einen weißen Stier und entführt Europa nach Kreta, wo er drei Kinder mit ihr zeugt.

Wir sehen die Europa seit 2013 jedes Mal, wenn wir einen 5 € Schein in die Hand nehmen.

Europa ist aber auch das westliche Fünftel der eurasischen Landmasse und eigentlich ein Subkontinent, der aber auf Grund der kulturellen, historischen und sozialen Hintergründe als eigener Kontinent genannt wird.

Nun könnte man es fast als Ironie des Schicksals betrachten, dass gerade Griechenland das Tor für viele Asylsuchende in das sicheren Europa ist. Wie sicher es wirklich ist, frage ich mich voller Entsetzen, wenn ich fast täglich von brennenden Asylunterkünften und  Demos von “besorgten Bürgern” höre und lese.

Ich habe das große Glück in Europa geboren und aufgewachsen zu sein. Für mich stellte sich niemals die Frage, ob ich woanders hingehen muss, um mich und das Leben meiner Familie in Sicherheit zu bringen. Und auch wirtschaftlich hatte ich keine Not. Dennoch ging ich nach Süddeutschland – als Wirtschaftsflüchtling? Ja, aus meiner Sicht waren die Lebensverhältnisse für mich dort passender und ich konnte mir aussuchen, wo ich arbeiten und leben wollte. Und niemand hielt mich davon ab.

Ich musste keine Grenze passieren, über Zäune klettern und frierend im Freien übernachten. Ich wurde nicht geschubst, geschlagen, angeschrien oder verächtlich behandelt. Warum? Weil ich Europäerin bin? Nichts, aber auch gar nichts unterscheidet mich von den jetzt so dringend Hilfesuchenden. Ich bin weder besser noch schlechter, schlauer oder dümmer, unfreundlicher oder netter als die vielen tausend Menschen, über die wir uns zum Richter aufschwingen, um für sie zu entscheiden wo sie leben sollen.

Ich konnte nach Bayern ziehen, ohne behelligt zu werden um dort aus meiner Sicht ein “besseres” Leben zu führen. Wir haben seit Jahrzehnten keinen Krieg in Europa gehabt (außer im ehemaligen Jugoslawien – und ausgerechte diese neuen Länder werden als “sichere Herkunftsstaaten” tituliert…). Europa ist einer der reichsten Kontinente und ausgerechnet wir wollen nicht teilen von dem was wir haben? Vernichten wir doch lieber Lebensmittel (Milch, Mais,usw.) als abzugeben?! Das beschämt mich!

Warum machen  wir nicht lieber ein “Humanopa” statt “Europa” daraus. Da, wo jeder, aber wirklich jeder Mensch sein kann und darf! Wir haben es doch in der Hand! Dann wäre ich wieder stolz ein Bewohner dieses menschlichen Kontinents zu sein.

Gerlinde Wozniak im Gespräch mit Milan Lerinc.
Gerlinde Wozniak im Gespräch mit Milan Lerinc.
© ckw

Rotenburg – Von Corinna Kohröde-Warnken. Milan Lerinc (41) sitzt mit einem freundlichen Lächeln bei Gerlinde Wozniak von der Freiwilligen-Initiative Rotenburg im Büro. Eines ihrer Projekte heißt „MEN – Mobile Engagementberatung Niedersachsen“. Ein Schwerpunkt ist die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in das Ehrenamt. Der Mann ist einer von etwa 100 Asylbewerbern, die derzeit hier in der Stadt Rotenburg untergebracht sind. Lerinc war mit seiner Familie aus Serbien geflüchtet. Er kam direkt mit dem Flugzeug nach Deutschland. Serbien sei ein sehr korruptes Land und Demokratie und der Schutz von Minderheiten nicht immer gegeben, beschreibt er sein Heimatland. Er ließ eine schöne Drei-Zimmer-Wohnung und das Klavier seiner Tochter zurück. Papiere, die seine berufliche Qualifikation bescheinigen, konnte er auf der Flucht ebenfalls nicht mitnehmen. Er hat mit körperlich Behinderten und Schlaganfallpatienten gearbeitet. Sein Asylantrag wird noch bearbeitet. Das dauert etwa drei bis sechs Monate. Erst wenn sein Status, so heißt es in der Amtssprache, geklärt ist, kann er an den Integrationskursen, in denen das Erlernen der deutschen Sprache eine wichtige Säule ist, teilnehmen.

Aus diesem Grund findet das Gespräch auf Englisch statt, auch wenn er ab und zu lachend versucht, ein paar deutsche Worte einzustreuen. Er lebt mit seiner Frau, seinem 22-jährigen Sohn und seiner 15-jährigen Tochter in einem etwa 20 Quadratmeter großen Zimmer in einem Flüchtlingsheim in Rotenburg. Dort muss er sich ein Bad mit weiteren 20 Asylsuchenden teilen. Deutsch lernt er – so gut es geht – von seinen Kindern. „Sprache ist der Schlüssel“, erklärt Gerlinde Wozniak, die selbst auch zum ersten Mal mit einem Asylbewerber zu tun hat, der ehrenamtlich tätig werden möchte; und sie kann auch gleich eine Erfolgsmeldung verkünden. Lerinc wird in einer Altenpflegeeinrichtung als Ehrenamtlicher mit Senioren arbeiten. „Ich will nicht den ganzen Tag herumsitzen und nichts tun. Das fühlt sich ,very bad‘ – sehr schlecht – an“, sagt er. Es sei ihm unangenehm, Geld vom Sozialamt zu bekommen und nichts dafür getan zu haben. „Ich möchte etwas geben, bevor ich etwas bekomme.“ Seine Kinder mussten hier auch medizinisch versorgt werden. Das sei in Deutschland ein gut funktionierendes System. Er kenne das aus seiner Heimat so nicht, erzählt er. Dort hieß es bei Untersuchungen von den Ärzten immer, das alles normal wäre. Hier stellten sich dann aber doch behandlungsbedürftige Erkrankungen heraus. In Serbien habe man nicht so viel für ihn und seine Familie getan, wie in diesen paar Monaten, seit er hier ist. Er sei den Menschen in Deutschland dankbar dafür. Ihm seien überwiegend Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft begegnet. Auch und besonders in den Behörden: „Jeder versucht dort zu helfen, so schnell und so gut er kann.“ Laut Wozniak ist es zumindest in Rotenburg neu, dass Asylbewerber ins Ehrenamt gehen wollen, „Ein großes Anliegen ist es, eine Win-Win-Situation herzustellen. Asylsuchende können anderen Menschen helfen und dabei Deutsch lernen, gemeinnützige Organisationen gewinnen zusätzliche Ehrenamtliche“, fasst Gerlinde Wozniak ihr Projekt zusammen.

Interessierte Organisationen können sich zur Kontaktaufnahme bei Gerlinde Wozniak (Telefon: 04261 / 4100510) melden.

 

© ckw
Michael Jaeger

Als ausgewiesener Experte für Goethes Werke las er aus seinem neuen Buch „Faust Glück und Unglück – Das Moderne in Goethes Tragödie“.

Damit trifft er bei den Zuhörern einen Nerv, der aufgrund der aktuellen politischen und wenig gastfreundlichen Situationen in Deutschland sehr zum Nachdenken anregt.

Die anschließende Diskussions- und Fragerunde ist dann auch entsprechend lebhaft und greift auch Goethes „alter ego“, den Wanderer, auf. Und so stellt sich zum Abschluss dieses erhellenden und hochinteressanten Abends auch die Gretchenfrage: „Wie gastfreundlich wollen wir sein?“

Weitere Veranstaltungen und Lesungen sind in Vorbereitung, kündigt Cornelia Mansfeld am Rande des Abends an.

ckw