Mensch ärgere dich nicht

Was für eine “Lebensphilosophie”, aber nicht nur! Seit über drei Jahren haben drei befreundete Paare und wir eine Spielerunde. Einmal im Monat (jeden dritten Donnerstag im Monat) treffen wir uns abwechselnd bei Einem von uns. Wir spielen meistens, aber manchmal verquatschen wir uns auch. Oder schauen mal ein besonderen Film, oder gehen zu einer Vorstellung.

Die Idee entstand, weil wir feststellten, dass dieser Freundeskreis aller Voraussicht nach bis an unser Lebensende bestehen wird. Alle sind hier beruflich, sozial und familiär fest verwurzelt und in “unserem Alter” (+- 50 Jahre) wird wahrscheinlich auch keiner mehr einen riesigen beruflichen Umbruch wagen. Was bedeutet, dass wir zusammen alt werden.

Und das wollten wir “zelebrieren”.  Letzte Woche war der Spieleabend bei uns zu Hause. Ich überlegte, was wir disesmal spielen könnten. Als ich klein war, spielten meine Großeltern unentwegt mit mir, meistens das was ich wollte. Und als mein Sohn klein war, spielten wir ebenfalls sehr viel. Gerne Brettspiele, aber auch mal Kartenspiele und es gab oft zu Weihnachten ein neues Spiel, was dann natürlich gleich ausprobiert wurde. So wurden viele Weihnachtsfeste zu Spielefesten.

Mit meinen Großeltern spielte ich am allerliebsten “Mensch ärgere dich nicht”. Sie ließen mich manchmal gewinnen (in dem sie einfach “übersahen”, dass sie mich hätten raus schmeißen können), aber nicht immer. Ich sollte wohl lernen, dass man nicht immer auf der Gewinnerseite stehen kann und dass es zum Leben dazugehört, das Verlieren mit “Würde, Respekt und Großmut für den Sieger” eben zu respektieren ist. Für diese Lehre bin ich ihnen noch heute dankbar.

Jedenfalls spielten wir an diesem Abend mit unseren Freunden “Mensch ärgere dich nicht”, was einer gewissen Planung bedurfte. Denn üblicherweise ist dieses Brettspiel für vier Personen ausgelegt. In manchen Spieleboxen gibt es ein Brett für sechs Spieler – wir waren aber zu acht! Ich fand im Internet eine Vorlage für acht Personen und bastelte daraus einen Spieleplan.

Wir waren dann aber doch nur mit 6 Freunden, da ein Paar kurzfristig absagen musste. Alle waren sofort einverstanden mit dem Vorschlag, dieses alte Spiel zu spielen und wir würfelten um die Wette. Wir lachten Tränen und hatten die Zeit total vergessen. Niemand ärgerte sich und es ging auch nicht ums gewinnen. Wir hatten gemeinsam einfach einen tollen Abend und ich nahm dieses schöne Gefühl mit in die nächste Woche.

Ein paar Tage später erhielt ich eine Mail, mit einer Antwort, auf die ich bereits gewartet hatte. Und diese Antwort fiel nun so gar nicht aus, wie ich es erhofft hatte. Ich war enttäuscht, zornig und frustriert ! Ich war geneigt eine gepfefferte Mail zurück zu schreiben, beließ es aber dabei die Mail voller Ärger in das Fach “Papierkorb” zu verschieben.

Danach fühlte ich mich besser, denn schließlich hatte ich schon früh gelernt, dass man eben nicht immer gewinnen kann, erinnerte mich an unseren schönen Spieleabend und dachte: “Corinna, ärgere dich nicht”!