Disney Modell

Ich habe mir kürzlich wegen eines neuen Projekts, dass ich auf meiner Agenda habe, ein Coaching gegönnt. Ich kannte die Trainerin bereits und freute mich sehr auf den Termin.

Im Coaching geht es darum mit Hilfe bestimmter Methoden eine Idee, ein Problem oder eine Situation zu betrachten und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Natürlich sagt einem die Trainerin nicht, was und wie man etwas tun soll, sondern sie flankiert Einen und erarbeitet ohne etwas “überzustülpen” Handlungsoptionen.

Die sehr nette und kompetente Trainerin schlug nach einem kurzen Vorgespräch vor, mit der “Disney Methode” zu arbeiten. Mir sagte das nutürlich überhaupt nichts und sie erklärte die Methode so:

Der sehr kreative Walt Diseny wäre, wenn er neue Ideen gehabt hätte durch 3 Räume gewandert um drei imaginäre Personen zu treffen, mit denen er sein Projekt betrachtete. Es geht dabei also um drei verschiedene Blickwinkel, um Ziele und Visionen zu konkretisieren. Dazu gibt es drei “Rollen”:

Der Träumer: Ideenliferant und Visionär, ist subjektiv und enthusiastisch.

Der Realist: Macher, ist pragmatisch und praktisch.

Der Kritiker: Fragensteller und Qualtätsmanager, ist herausfordernd.

Ich musste jede der drei Rollen oder besser gesagt Charaktere symbolisch einnehmen und mein Projekt aus der jeweiligen Perspektive betrachten. Das war offen gestanden gar nicht so einfach! Der Träumer war mir irgendwie am vertrautesten, denn Ideen, die mich immer sofort begeistern, habe ich reichlich. Auch der Realist war mir nicht fremd, denn wenn ich meine eine gute Idee zu haben (und natürlich finde ich alle meine Ideen gut!) gehe ich üblicherweise sofort daran, sie praktisch umzusetzen.

Tja, und der Kritiker? Den mochte ich nicht so gerne. Die Rolle fand ich anstrengend und fordernd. Der Kritiker war wie ein Kleid, dass nicht passt und einengt. Aber man weiß, zu einem bestimmten Anlass sollte man es tragen.

Die Runden wurden insgesamt dreimal wiederholt, und langsam fand ich den Kritiker gar nicht so schlecht. Hatte ich doch zunehmend das Gefühl, er wolle mich vor Enttäuschungen bewahren. Er wurde also zu einem Freund….  naja, zumindestens zu einem Teil des Ganzen. Interessant!

In der letzten Runde betrachtet man das Ergebnis noch einmal aus der Meta-Ebene – also das gesamte Bild, sozusagen von oben.  Ich hatte meine Idee durch jede “Brille” angeschaut. Die rosarote/pinke Brille des Träumers (fand ich immer noch am Besten!), die “handwerkerhosen-blaue” Brille des Realisten/Praktikers und die schwarze Brille des Kritikers.

Ich kam nicht umhin zuzugeben, dass jede Brille/Perspektive seine Berechtigung bei meinem Projekt hat. Jede Rolle war ein Teil des Ganzen und alle hatten das Recht gehört zu werden.

Das Coaching mit der Disney Methode bestärkte mich darin, meine Idee voller Enthusiasmus praktisch voranzutreiben, aber durchaus herausfordernde Dinge, die eintreten könnten, in Betracht zu ziehen.

Jetzt wird der Kritiker vielleicht sagen: “Das hätte man auch ohne Coaching wissen können!” … “Ja vielleicht”, wird der praktische Realist entgegnen, ” aber manchmal muss man Dinge laut aussprechen, damit sie wirklich in der Realität sichtbar werden.” “Und”, sagt der träumende Visionär: “…so hatte ich ein neues Thema für einen Blog!”

Mensch ärgere dich nicht

Was für eine “Lebensphilosophie”, aber nicht nur! Seit über drei Jahren haben drei befreundete Paare und wir eine Spielerunde. Einmal im Monat (jeden dritten Donnerstag im Monat) treffen wir uns abwechselnd bei Einem von uns. Wir spielen meistens, aber manchmal verquatschen wir uns auch. Oder schauen mal ein besonderen Film, oder gehen zu einer Vorstellung.

Die Idee entstand, weil wir feststellten, dass dieser Freundeskreis aller Voraussicht nach bis an unser Lebensende bestehen wird. Alle sind hier beruflich, sozial und familiär fest verwurzelt und in “unserem Alter” (+- 50 Jahre) wird wahrscheinlich auch keiner mehr einen riesigen beruflichen Umbruch wagen. Was bedeutet, dass wir zusammen alt werden.

Und das wollten wir “zelebrieren”.  Letzte Woche war der Spieleabend bei uns zu Hause. Ich überlegte, was wir disesmal spielen könnten. Als ich klein war, spielten meine Großeltern unentwegt mit mir, meistens das was ich wollte. Und als mein Sohn klein war, spielten wir ebenfalls sehr viel. Gerne Brettspiele, aber auch mal Kartenspiele und es gab oft zu Weihnachten ein neues Spiel, was dann natürlich gleich ausprobiert wurde. So wurden viele Weihnachtsfeste zu Spielefesten.

Mit meinen Großeltern spielte ich am allerliebsten “Mensch ärgere dich nicht”. Sie ließen mich manchmal gewinnen (in dem sie einfach “übersahen”, dass sie mich hätten raus schmeißen können), aber nicht immer. Ich sollte wohl lernen, dass man nicht immer auf der Gewinnerseite stehen kann und dass es zum Leben dazugehört, das Verlieren mit “Würde, Respekt und Großmut für den Sieger” eben zu respektieren ist. Für diese Lehre bin ich ihnen noch heute dankbar.

Jedenfalls spielten wir an diesem Abend mit unseren Freunden “Mensch ärgere dich nicht”, was einer gewissen Planung bedurfte. Denn üblicherweise ist dieses Brettspiel für vier Personen ausgelegt. In manchen Spieleboxen gibt es ein Brett für sechs Spieler – wir waren aber zu acht! Ich fand im Internet eine Vorlage für acht Personen und bastelte daraus einen Spieleplan.

Wir waren dann aber doch nur mit 6 Freunden, da ein Paar kurzfristig absagen musste. Alle waren sofort einverstanden mit dem Vorschlag, dieses alte Spiel zu spielen und wir würfelten um die Wette. Wir lachten Tränen und hatten die Zeit total vergessen. Niemand ärgerte sich und es ging auch nicht ums gewinnen. Wir hatten gemeinsam einfach einen tollen Abend und ich nahm dieses schöne Gefühl mit in die nächste Woche.

Ein paar Tage später erhielt ich eine Mail, mit einer Antwort, auf die ich bereits gewartet hatte. Und diese Antwort fiel nun so gar nicht aus, wie ich es erhofft hatte. Ich war enttäuscht, zornig und frustriert ! Ich war geneigt eine gepfefferte Mail zurück zu schreiben, beließ es aber dabei die Mail voller Ärger in das Fach “Papierkorb” zu verschieben.

Danach fühlte ich mich besser, denn schließlich hatte ich schon früh gelernt, dass man eben nicht immer gewinnen kann, erinnerte mich an unseren schönen Spieleabend und dachte: “Corinna, ärgere dich nicht”!

“Ping” im Kopf

Alles fing heute mit dem Blog einer Freundin über die nächtliche Suche von ihr und ihren Mann nach einem Rauchmelder im Haus an. Dieser Rauchmelder gab beständig das entnervende „Ping“ für „Batterie schwach“ ab.

Wer hat das nicht schon erlebt…und wenn es nicht der Rauchmelder ist, dann ist es das Handyakku, welches sich vorzugsweise nachts meldet um zu verkünden, dass es aufgeladen werden will.

Amüsiert kommentiere ich ihren Blog auf Facebook und es entspinnt sich folgender Dialog:

Ich:  Manche Männer würden jetzt einen Hausplan mit eingezeichneten Rauchmeldern empfehlen. Die Berufsgenossenschaft große gelbe Schilder (möglichst selbstleuchtend): “Hier Rauchmelder!!!” In meinem Bekanntenkreis neigt mancher zu der Lösung: Rauchmelder ohne Batterien aufzuhängen. Pingt niemals – versprochen!!

Sie:  …. klingt langweilig und nicht sehr effektiv! Was wäre ein Leben ohne ” Ping”?

Ich:  Ohhhhh, so siehst Du das!!! Ich habe noch ein paar alte Rauchmelder mit gebrauchten Batterien im Keller liegen. Soll ich Euch die “schenken”? Ich würde auch anbieten sie zu verstecken – erhöht den Spaß beim Suchen!!! Aber, vielleicht haben wir ja auch nur unterschiedliche Methoden gegen Langeweile. 

„Was wäre das Leben ohne „Ping“? Die Frage sitzt – jetzt habe ich eine „Ping“ im Kopf und das zieht Kreise…

“Geben Sie mir ein Ping Wassili, aber bitte nur ein Einziges.”; höre ich Sean Connery als U-Boot Kapitän Ramius in „Jagt auf Roter Oktober“ sagen und vor meinem inneren Auge sehe ich ihn – die Augen auf das Periskop gepresst.

Das „Ping“ ist hier dramatisch – ist es doch die Antwort auf die heikle Frage ob der russische Kapitän samt U-Boot zu den Amerikanern überlaufen will. Hier hängen hunderte vom Leben vom richtigen „Ping“ ab. Ramius und sein U-Boot waren in diesem Augenblick allerdings bereits gefunden worden.

Meiner Freundin schien es aber mehr um die Lust am Suchen zu gehen.

„Mäuschen mach mal Piep!“ haben wir als Kinder immer gerufen, wenn wir beim Versteckspiel einen Hinweis benötigen um den anderen zu finden. Suchen und Finden – das ist der Ursprung aller menschlichen Sehnsucht und deren Erfüllung. Was wir nicht alles suchen im Leben: Rauchmelder, Handys, Schlüssel, einen Freund, die große Liebe, die Weisheit, die Vollkommenheit, die Erlösung oder das ewige Leben. Schon die morgendliche Frage: „ Was wird der heutige Tag mir wohl bringen?“ beinhaltet die Hoffnung etwas zu finden, was wir – möglicherweise schon lange – suchen. Werden wir uns freuen, wenn wir es finden oder haben wir dann schon das nächste Ziel vor Augen? Nehmen wir nicht manches was wir finden nur als „Meilenstein“ auf dem Weg zur Endstadion „Sehnsucht“?

„Das mit uns, hätte schon klappen können…“ sagte einmal vielsagend eine Exfreundin zu mir – Jahrzehnte nach dem wir uns getrennt hatten.
Da hatte sie wohl plötzlich – sozusagen Retrospektiv – etwas gefunden, was sie zu Zeiten unserer Liebe nicht sehen konnte.

„Objects in the rear view mirror may appear closer than they are!“, steht auf Rückspiegeln bei Autos in den USA und heißt es in dem gleichnamigen Song vom Meat Loaf.

Die Warnung heißt wohl so viel wie: Im Rückblick erscheint einem manches, was man auf dem Lebensweg vielleicht unachtsam liegen ließ, viel größer und wunderbarer als im vorübergehen. Hierin liegt für viele Menschen die tiefste Traurigkeit: auf dem Weg des Lebens die wichtigen Dinge nicht gefunden zu haben. Dabei geht es ja nicht nur um das Suchen und Finden, sondern manchmal kann man sich auch einfach finden lassen. Diesen Rat gab mir jedenfalls einmal ein Trainer auf einem Seminar. Wir waren am Beginn aufgefordert uns auf die Suche nach einem Lernpartner für die Seminarzeit zu machen. Ich habe es damals ausprobiert und ich kann sagen, der Moment des gefunden werdens war genauso beglückend, wie der wenn man etwas oder jemanden findet.

Suchen, Finden und Gefunden werden, das ist für mich der ewige Kreislauf des Lebens. Ich wünsche mir, dass ich stets alle Sinne nutze um die Dinge zu entdecken, die es auf meinem Lebensweg zu finden gibt. Mein Herz sei dabei offen für die Augenblicke in denen ich gefunden werden soll.

Ach, und übrigens, für ein „Ping“, das mir so dann und wann Orientierung beim Suchen geben will, möchte ich stets empfänglich und dankbar sein.

Auf Facebook poste ich noch schnell

Ich:  Ping!

und beginne diesen Text zu schreiben.