Ebola

… ist ein Fluß im Kongo. Man kann ihn auf der Landkarte nicht erkennen. Und auch nicht die vielen Menschen, die in Westafrika leben – und sterben!

Sobald man die Zeitungen aufschlägt, oder Nachrichtenmagazine im TV sieht und hört, ist Ebola, die Epedemie, eines der ersten Themen. Aber meistens sind nicht die neuen Fälle in Westafrika im Fokus – die werden höchstens zum Ende des Berichts erwähn – sondern die Neuinfektion, bzw. die Verdachtsfälle in Amerika, Madrid und aktuell auch in Paris.

Die “westliche” Welt ist alarmiert! Ein Nachrichtenmagazin titelte jüngst: “Die westliche Welt ist infiziert – mit der Angst!” Es wurden schon Lokale geräumt und Züge evakuiert, weil sich jemand übergeben hatte oder er Fiebersymptome zeigte.

Ja, ich verstehe das! Tatsächlich macht mir diese Entwicklung auch Angst. Denn so eine “Seuche” entzieht sich, wie sich ja schon zeigt, sehr schnell unserer Kontrolle. Das Fatale daran ist meiner Ansicht nach, dass wir erst jetzt reagieren, wo die “reichen Industrienationen”  in Gefahr sind. Vorher war es ja ein relativ isoliertes Gebiet in Afrika. Also weit weg! Und da sterben täglich viele Menschen an Hunger, nicht behandelten, einfachen Infektionen und Krankheiten, durch Kriege und Genozid – also eigentlich nichts Neues….

Das meine ich keineswegs zynisch, denn ich höre und lese genauso diese Nachrichten und sie perlen oft an mir ab, wie Wasser an einer  Teflonpfanne. Wenn ich auf die Landkarte sehe, fällt mir als erstes die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt in Afrika ein, weiße Strände, Wärme und unerfüllte Träume von einem Urlaub dort. Würde ich jetzt dort Urlaub machen? Sicher nicht! Aber nicht weil sich die Natur dort verändert hat, sondern weil die Angst mitreisen würde. Es wäre unvernünftig. Und ich versuche gerade Krebs zu überleben und will dann nicht an einer Epedemie sterben. Das wäre doch “schräg”, oder?

Tatsächlich habe ich überlegt, wie es wäre als Freiwillige dort zu helfen. Ich wäre qualifiziert. Schließlich habe ich eine Intensivausbildung und habe mit Isolationspatienten (Transplantierten) gearbeitet. Altruismus? Ja, vielleicht. Ich wollte nach meiner Ausbildung in die Entwicklungshilfe… Ärzte ohne Grenzen, Kap Anamur… Ich bin in Deutschland geblieben. Jetzt gehen viele Freiwillige dort hin, und setzen sich bewusst einer nicht kalkulierbaren Gefahr aus. Sie haben alle meinen allergrößten Respekt! Viele Krankenschwestern und Ärzte haben sich schon angesteckt – über 500, habe ich gelesen. Und mehr als die Hälfte sind an Ebola gestorben. Mich berühren diese Geschichten…. Und was ist mit den 9000 anderen Fällen und den davon 4500 Verstorbenen? Was ist mit den Menschen, die in den Ländern mit einer hohen Infektionsrate leben und nicht in unsere hochtechnisierten Krankenhäuser ausgeflogen werden?

Ich schrieb kürzlich über “Vorurteile” … Und ein weiteres Mal ertappe ich mich. Das Schicksal der “westlichen Hilfskräfte” ist mir näher, als alle anderen Fälle. Warum? Ich kann mich einfacher mit Ihnen identifizieren. Denn sie haben vielleicht ein ähnliches Leben geführt, wie ich.

Ja, mir macht Ebola Angst und ja, ich habe Vorurteile und ja, ich möchte helfen. Ich hoffe, dass bereits schlaue Köpfe an einem Heilmittel oder Impfstoff arbeiten. Die Hilfe, die ich bieten kann ist marginal. Sie beschränkt sich auf Spenden und Gebete. Aber in der Summe hilft es vielleicht doch. Und die Gebete nehmen mir die Angst.