Vorurteil

Großeinkauf für’s Wochenende. Da bietet sich natürlich ein Discounter an – gut und günstig!? Offen gestanden kaufe ich dort nicht so gerne ein, da es mir oft zu “kramig” ist und einige mit etwas merkwürdigen Geschäftsgebaren, Arbeitsverträgen und Beteiligungen in Verbindung gebracht werden. Aber das mag ein Vorurteil von mir sein, denn eigentlich weiß ich es nicht genau…

Ich presche also möglichst zügig und strukturiert durch die Gänge und halte mich genau an meinen ausnahmsweise mal nicht vergessenen Einkaufszettel. Ich halte mich auch nicht an den Aktionstischen auf, denn dort ist tatsächlich alles durcheinander geworfen und aufgerissene Packungen liegen zwischen der Ware.

Als ich an der Kasse ankomme sind sogar zwei geöffnet und nur ein Einkäufer ist mit relativ wenig Ware vor mir dran. Prima! Das bedeutet keine lange Wartezeit. Als ich dran bin, erfolgt eine Pausenablösung und eine ältere, recht grimmig dreischauende Kassiererin läßt sich auf den wahrscheinlich ziemlich unbequemen Stuhl fallen. Ordnungsgemäß halte ich ihr meinen weit geöffneten Einkaufskorb hin, damit sie sehen kann, dass ich nichts zu stehlen beabsichtige. Ich grüße auch gleichzeitig freundlich-fröhlich. Sie würdigt mich und der Einkaufstasche keines Blickes und grüßt auch nicht. Ich gehe hinter die Kasse und halte ihr noch mal den Einkaufskorb hin. “Hab ich gesehen…” blafft sie mich an. Ich wage das zu bezweifeln, sage aber lieber nichts. Hastig räume ich mein Zeug ein, um ihren offensichtlichen Ärger nicht noch mehr zu erregen.

Während ich mit Karte bezahle, wendet sie sich einem Mann zu, der hinter mir dran ist. Er ist offensichtlich südosteuropäischer oder arabischer Herkunft. “Du kannst mir den Pfandzettel schon geben” befiehlt die Dame an der Kasse im Kasernenhofton. Irritiert blicke ich den Mann an und stelle fest, das er definitiv kein Kind oder Teenager ist, sondern ein erwachsener Mann von ca. 30 Jahren. Ich runzele deutlich sichtbar die Stirn und schüttele den Kopf. Dem Mann hinter mir ist diese Unverschämtheit auch aufgefallen, er grinst aber nur in meine Richtung und zuckt die Schultern.

Ich bin glücklich der Kassirerin entronnen und gerade zwei Schritte weg, als es hinter mir klirrt. Der Mann hat beim einpacken eine Flasche herunter gestoßen.

Die Furie an der Kasse springt auf und schreit: “Maaaaann – ist ja toll! Pass doch auf!” Der Herr entschuldigt sich sofort und bemüht sich den Schaden zu beheben. Mir reicht’s und ich gehe die zwei Schritte zurück und schnautze die Kassirerin jetzt ebenfalls an, dass es ja wohl keine Absicht war. Der Blick, den sie mir im Weggehen wortlos zuwirft, zerfetzt mich in der Luft… Ich mache eine etwas unhöfliche Geste in ihre Richtung und schaue den Mann entschuldigend an. Er zuckt abermals die Schultern und sagt ein ziemlich frustriertes “Danke” in meine Richtung.

Fazit: Offensichtlich hatte die Kassiererin Vorurteile… und ich jetzt auch… gegenüber der Kassiererin. Denn ich weiß natürlich nicht, warum sie so schlecht gelaunt war und was sie für Erfahrungen hat… Beim nächsten Einkauf werde ich trotzdem versuchen freundlich zu ihr zu sein, in der Hoffnung, dass sie auch freundlich zu Menschen anderer Kulturen ist!