Samstags-Grosseinkauf

Kurz vor 10 Uhr auf dem Parkplatz eines schwedischen Möbelhauses ist tatsächlich kaum noch ein Stellplatz zu finden. Logisch! Denn es ist Samstag! ALLE sind jetzt hier um Teelichter, Geschenkpapier, Krimskram oder eine komplette Wohnungseinrichtung zu kaufen.

Ich bin noch nicht ganz im Laden, als mir schon der Erste mit dem unhandlichen, aber nützlichen Großraumeinkaufswagen in die Hacken gefahren ist. Ärgerlich drehe ich mich um und habe sofort Mitleid, denn eine junge Frau mit einem brüllenden Kleinkind und einem mega genervt aussehenden Mann murmelt ein leises ” ‘tschuldigung”. Nein, den Einkaufsbummel möchte ich nicht vor mir haben… Das sieht für mich schwer nach Stress aus…

Wie üblich muss man durch den ganzen Laden laufen, um zu den entscheidenden Riesen-Regalen mit der begehrten Beute zu kommen. Ich komme wie üblich nicht umhin, schon auf dem Weg überflüssigen Kleinkram und natürlich Teelichter in den großen, gelben Einkaufssack einzusammeln. Deswegen bin ich natürlich nicht hier und außerdem habe ich schon mindestens 3 Beutel mit Teelichtern im Schrank. Egal. Es könnte ja einen globalen Stromausfall geben. Dann wäre ich wenigstens gut versorgt!

Auf der Hälfte des Weges biegt ein Großteil der kaufwütigen Massen ab in das Café/Bistro/Imbiss. Ich höre im Vorbeigehen (ich habe zum Glück schon ein Müsli gegessen und lasse mich davon jetzt nicht verführen), dass unter der Woche ganze Busse mit Senioren hier anstanden, nur um hier zu frühstücken!

Endlich bin ich in der “Mitnahme-Abteilung” angelangt. Und obwohl ich nicht wirklich ein Küchenfan bin, könnte ich schon hier sämtliche Spühlbürsten, Weingläser, Bestecke, Servietten sowieso, Geschirre und andere Hilfsutensilien “mitnehmen”. Als nächstes Stoffe, Bettwäsche, Gardinen und Badutensilien! Herrlich! Auch hier gefällt mir (fast) alles und ich beherrsche mich mühsam, denn natürlich habe ich auch daran keinen wirklichen Mangel!

Bilderrahmen in allen Formen, Farben und Größen, Spiegel, und Zeitungsschuber, Boxen, Ordnungssysteme! Ein Traum! Könnte ich ALLES gebrauchen! Immer! Jedesmal!

Die Lampenabteilung ist tatsächlich die einzige Abteilung, durch die ich völlig emotionslos laufen kann, ohne mich wie ein Süchtiger zu verhalten.

Zum Schluss komme ich dann in die riesige Lagerhalle mit dem für mich undurchsichtigen System der Hochregale. Wie immer bin ich überfordert, obwohl sich alle anderen Einkäufer sofort zurechtfinden. Wie peinlich! Dann bin ich endlich am richtigen Standort in der richtigen Regalreihe vor dem richtigen Fach und eine gähnende Leere starrt mich höhnisch  an!

Klar! Die Kommode, die ich wollte, wollten auch schon die Massen vor mir, die noch vor Sonnenaufgang vor der Türe auf Einlass gewartet haben. Ein Schild erklärt mir Dummi, was ich nun tun muss: “Sollte das gewünschte Teil nicht mehr da sein, wenden Sie sich bitte an einen Servicemitarbeiter.”

Scherz! Natürlich ist weit und breit kein freilaufender Servicemitarbeiter zu sehen. Nur an einem Info-Tresen steht ein Mitarbeiter, der hektisch auf seiner Tastatur rumhackt. Vor ihm stehen etwa 57 andere Hilfesuchenden.

Ich erspare mir eine lange Wartezeit. Schließlich ist die Kommode nicht überlebenswichtig und ich habe ja schon reiche Beute gemacht. So habe ich wenigstens einen Grund recht bald wieder auf Beutezug zu gehen und erneut wie ein “Messi” Teelichter zu horten.