R/Evolution

Vor einigen Monaten traf ich mich in Hamburg an einem wunderschönen, sonnigen Tag in einem Restaurant an der Innenalster mit einem Mentor und Freund. Wir hatten uns länger nicht gesehen und entsprechend viel gab es zu erzählen. Da wir beide einen Hang zur Philosophie haben, waren wir schnell bei den ”Veränderungen” des bzw. unsern Lebens - bei der Evolution.

Evolution ist eigentlich die Veränderung von (vererbbaren) Merkmalen von Generation zu Generation. Wir Menschen durchlaufen im Leben verschiedene “Zeitalter/Generationen”. Gerade eben waren wir noch wilde, lebenshungrige Teenager und dann sind wir plötzlich im letzten Drittel unseres Lebens als “Fast- Senioren” angekommen. Und ja, wir haben viele Veränderungen durchgemacht. Ist das Evolution? Mein Mentor sprach von der Evolution, wie von einem guten Freund. Das Bewegen in Zeit und in Raum und unter Menschen setzte er mit ihr gleich.

Was für eine schöne Metapher: Bewegung – nicht Stillstand. Veränderung - nicht Gleichheit – über die Zeit hinweg. Und ach, nicht alleine – sondern unter Menschen. Wir entwickeln uns an anderen und mit anderen Menschen!

In meinem letzten Blog habe ich über die “soziale Evolution” geschrieben. Auch wenn ich dabei Trivialitäten wie “Schuhe” bemüht habe, Evolution kann nur im sozialen Kontext entstehen. Jeder einzelne wäre nichts ohne die Gemeinschaft, oder? Damit will ich Individualität keinesfalls ausschließen.  Aber ob wir wollen oder nicht sind wir doch immer Teil eines Ganzen. Ich weiß, dass das vielen Angst macht. Wir sind Teil des kollektiven und digitalen Gedächtnis und von uns existiert wohlmöglich ein “Profil”, von dem wir nicht wissen. Ist auch das eine Form von Evolution?

Oder ist es der Gegenbegriff von Evolution? Die Revolution? Im heutigen Sprachgebrauch meinen wir damit meistens “etwas Neues erschaffen” – einen grundlegenden, nachhaltigen Wandel, der sehr abrupt und manchmal auch gewaltsam stattfinden kann?! Manche Ereignisse in unserem Leben “revolutionieren” vielleicht unseren Lebensstil. Für mich würde ich das so in Anspruch nehmen. Ich habe mir bestimmte Ereignisse nicht gewünscht, oder bewusst herbei geführt. Dennoch wurden Merkmale in meinem Leben verändert. Zugegebenermaßen nicht ganz schmerzfrei. Aber hätte ich mich einer R/Evolution entziehen können? Und wollte ich das überhaupt? Nein, denn wir sind viel mehr als “nur” Produkte einer Millionen Jahre alten Evolution, wie es Jürgen Werth in einem eingängigen Kirchenlied sehr treffend in Worte fasste:

Das Du lebst war eines anderen Idee, und das Du atmest sein Geschenk an Dich.

Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur.

Ganz egal ob Du Dein Lebenslied in Moll singst oder Dur.

Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu.

Du bist Du.