Fastenzeit

Was für ein Glück! Ich bin kein großer Fan von Schokolade. Ab und zu esse ich mal eine Praline, aber eine Tüte Chips ist mir allemal lieber. Ich könnte also ohne viel Mühe “7 Wochen ohne Schokolade” durch ziehen. Aber das ist nicht der Sinn der Sache. Ich sollte auf etwas verzichten, das mich bindet, beschränkt oder ich “vermeintlich” unbedingt jeden Tag brauche.

Da fallen mir auf Anhieb einige Dinge ein!  Wie wäre es, auf Auto fahren zu verzichten? Ich könnte tatsächlich die allermeisten Ding zu Fuß oder mit dem Rad erledigen. Es wäre eben mit etwas mehr Umstand und Anstrengung verbunden. Oder ich könnte 7 Wochen auf Internet Gebrauch verzichten. Das ging vor 20 Jahren ja auch ohne dieses Medium! Oder ich könnte darauf verzichten etwas schlechtes über andere Menschen zu sagen, wenn sie nicht dabei sind! Oder ich könnte darauf verzichten 7 Wochen lang Schuhe zu kaufen (das wäre echt hart, denn jetzt beginnt die Frühjahre-Saison mit den neuen Farben und Formen!).

Am Aschermittwoch beginnt in der christlichen Tradition die Fastenzeit. Sie dauert 40 Tage und gilt als Vorbereitungszeit für das Osterfest. Biblisch geht sie auf die 40tägige Fastenzeit von Jesus in der Wüste zurück. Sehr bekannt ist auch das Heilfasten, das aber eher einen medizinischen Hintergrund hat. Es wird zum entschlacken, bzw. entgiften durchgeführt (meistens 7 Tage). Doch das passt wiederum zu dem Verzicht auf unsere “Süchte” – wir wollen ja auch das loslassen, was uns bindet, blockiert oder uns krank macht.

Was treibt so viele Menschen an zu fasten – auf ihre ganz individuelle Art? Angeblich wollen 18% der Deutschen fasten. Die Meisten eher um ab zu nehmen (also Süßigkeiten und Alkohol). Aber viele fragen sich wohl ganz allgemein, ob sie in der Lage sind, in dieser Konsumgesellschaft überhaupt noch auf etwas verzichten zu können. Ist es aber nicht auch eine gute Zeit mal inne zu halten und zu überlegen, was ich wirklich brauche, was wirklich wichtig ist? Oder ist es ein Phänomen, was man macht, weil es gerade der Zeitgeist ist? Oder weil ich mir selber Druck mache? Könnte ich nicht auch fasten, mir selber dauernd Druck zu machen? Das wäre doch eine richtig gute Idee!

Beim Überlegen, was ich fasten möchte, ist mir auch bewusst geworden worauf ich nicht verzichten könnte. Meine Familie und mein zu Hause! Das ist eine gute “Nebenwirkung”. Was ich jetzt faste, weiß ich noch nicht genau, aber es wird etwas sein, was mir etwas abverlangt…. und mich vom Druck des Konsums befreit.