Kloster-Wochenende

Ich gönne mir meine “Frühjahrs-Auszeit” bei den Benediktiner Brüdern im Kloster Damme.

Das Seminar heisst: “Einfach beten”, Gebetsweisen und Gebetshaltungen der Mönche und Erimitinnen der  Wüste.

Das Seminar findet im Schweigen statt. Ich werde also nächste Woche viel nachzuholen haben.

Euch allen schon mal ein wunderschönes Frühlings-Wochenende und bis nächste Woche!

Corinna

Bistrogespräch

Im Moment höre ich offensichtlich immer Gespräche mit, die in meiner unmittelbaren Nähe geführt werden, an denen ich aber nicht unmittelbar beteiligt bin. Das könnte daran liegen, dass ich sehr neugierig bin, oder dass ich (wie viele Krankenschwestern) sehr genau beobachte.

Wie dem auch sei…. Nach meiner Rückkehr aus Regensburg ging ich abends mit meinem Mann eine Kleinigkeit essen. Bei uns in der Stadt gibt es seit etwa zwei Jahren ein Café/Bistro, an dem auch ein Laden mit einer Bäckerei, Wurst- und Käsetheke angeschlossen ist. Betrieben wird es von der Lebenshilfe. Es arbeiten dort Menschen mit Behinderungen, sowohl im Service als auch in der Küche. Und es wurden auch für den “freien Arbeitsmarkt” Stellen geschaffen. Oberhalb des Bistros sind “betreute Wohnungen”.

Der Laden und das Bistro lief von Anfang an gut. Er ist modern eingerichtet, hell und freundlich und man kann im Sommer auch draußen sitzen. Er befindet sich direkt am Markplatz. Die Karte ist nicht sehr umfangreich, aber es gibt täglich wechselnde Menüs zu moderaten Preisen, mit frischen Zutaten aus der Region.

Die Servicekräfte sind gut geschult. Manchmal muss man die ein oder andere Bestellung wiederholen, weil es nicht gleich verstanden wird. Das macht aber nichts, denn die Servicekräfte erklären dann auch, warum es bei ihnen manchmal etwas länger dauert.

So auch am Nachbartisch. Das Paar musste wohl auch noch einmal genauer sagen, was es von der Karte haben wollte, als der junge Mann (ich schätzte ihn zwischen 25 und 30 Jahren) erklärte, dass er beim Fußball spielen einen Unfall mit einer schweren Kopfverletzung hatte, und 8 Monate im Koma lag. Er habe alles neu lernen müsse. “Lesen und schreiben und so…”. Aber vorher sei er “ganz normal gewesen”, lachte er und entschwand mit der Bestellung Richtung Küche.

Ich wäre fast mit offenem Mund vom Stuhl gefallen! Dieser junge Mann hatte mit einem unfassbaren Selbstverständniss auf sein sicher nicht einfaches Schicksal geblickt, wie der weiseste Gelehrte der westlichen Hemisphäre!  Er betrachtet sein jetziges Leben mit einer Klarheit, die mich fast neidisch werden lies und sehr berührte. Vor dem Unfall war er eben “normal” und jetzt halt “anders”. So war es nun mal. Punkt.

Unglaublich! So einfach kann man sein Schicksal in zwei Sätzen zusammenfassen und  dann  lachend seiner Wege gehen. Ich habe an diesem Abend von der Begegnung mit dem  jungen Mann mehr gelernt, als aus vielen Stunden Vorlesung in Philosophie!

Zugfahrt

Im Gegensatz zum Fliegen macht mir Zugfahren nichts aus. Im Gegenteil, ich finde es ganz entspannend. Besonders wenn man nicht so oft umsteigen muss. Dann läuft man ja durchaus Gefahr den Anschlusszug zu verpassen.

Die Hinfahrt nach Regensburg war sehr entspannt. Ich bin 1. Klasse gefahren und die Sitze sind bequemer und es ist auch nicht so voll und laut – dachte ich. Nun, es gab zumindestens keine laut blökenden kleinen Kinder, die auf dem Gang fangen spielen, oder genervte Eltern, die hinterher jagen und meistens noch lauter schreien. Das Abteil war allerdings voll von “Anzugträgern” und “Business- Frauen”. Ich meine das nicht lästerlich. Ich gehörte früher auch dazu. Es gibt nun mal einen “Dresscode” in bestimmten Branchen. Soweit so gut.

Die meisten hatten einen E-Book Reader, einen Laptop oder Ultrabook und/oder ein Smartphone “in Arbeit” – oft verbunden mit einem Headset/Ohrstöpseln. Ich kam mir fast ein wenig altertümlich vor, als ich mein dickes Buch auspackte (der neue Schätzing “Braking News”, fast 900 Seiten stark).

Zum Lesen kam ich nur etappenweise (die ersten 200 Seiten sind etwas zäh…), weil ich nicht umhin kam, die Geschäftstelefonate mit an zu hören. Gibt es keine Betriebsgeheimnisse mehr? Egal, ich genoss den Blick aus dem Fenster und döste ein bisschen.

Auf dem Rückweg stellte ich mich auf Ähnliches ein. Zur Vorsicht kaufte ich im Regensburger Bahnhof ein dünneres Buch, was nicht ganz so konzentriert gelesen werden musste (“Anziehungskraft”, von Guido Maria Kretschmer – sehr kurzweilig und amüsant! Ich hatte es kurz vor Hamburg durch!).

Das erste Klasse Abteil war etwa zur Hälfte gefüllt. Ich hatte wieder einen Einzelplatz. Mir schräg gegenüber war ein 4er Tisch mit zwei jungen Paaren, die Karten spielten, Spaß hatten und um sich herum lauter Backwaren, Zeitungen, Handys und anderen Kram verteilt hatten. Mir schwante Böses und ich überlegte für einen kurzen Moment, die Reservierung sausen zu lassen und einen anderen Platz zu suchen. Aus purer Bequemlichkeit lies ich es…. und bezahlte dafür!

Eine der jungen Frauen feierte an diesem Tag ihren 30. Geburtstag ( “29 a – hahahaha”). Sie hatte offensichtlich ein Überraschungswochenende von ihrem Mann/Freund nach Hamburg bekommen (ach du Schreck…. Die steigen erst nach mir aus!) und sie vermutete, dass sie abends in “Das Phantom der Oper” gehen würde. Und ach ja, sie hatte eine Geburtstagsmappe von einer Kollegin bekommen, in der Glückwünsche von Angela Merkel, Joachim Gauck, Elton, dem Lafer, Ross Antony und blablabla war. Die kann man nämlich anschreiben und dann schicken die alle, sogar mit handgeschriebenen, persönlichen Grüßen ein Brief zurück!!!

All das entnahm ich zwangsläufig dem ständig klingelnden Handy (höchste Lautstärke!) und den Gekicher und Gegacker des Geburtstagskindes. Sie sprach ein mir sehr liebes und vertrautes breites Fränkisch. Leider hatte sie eine extrem schrille Stimme!

Ich versuchte mich also in Guidos Buch zu versenken und es gelang mir ganz gut. Die Zugfahrt verging wie im Flug (haha!) und ich stieg in Hamburg/Harburg aus.

Im Nachhinein frage ich mich, ob sie wohl ihr “Phantom der Oper” gesehen hat. Wenn nicht, wüsste ich gerne was stattdessen ihr Überraschungswochenende war. Schade, dass ich es wohl nie erfahren werde.