Faschingsparty

Norddeutschland ist nicht gerade berühmt-berüchtigt für Faschings- oder Karnevalspartys. Doch gelegentlich entwickeln sich kleine Faschingspartys mit Freunden zum Rio de Janeiro des Nordens.

Ich war am Wochenende auf so einem “Sambakarneval”. Naja, Samba wurde nicht wirklich getanzt, aber trotzdem war die Stimmung super. Es gab einen Begrüßungssekt und ein großes “Hallo”, wenn neue, verkleidete Gäste eintrafen. Außer Knabbereien gab es glücklicherweise nichts zu essen. Die Musik wurde über einen Laptop eingespielt und zu Beginn gab es aktuelle Songs aus den Charts. Sehr schön! Dann kümmerte sich aber jemand anderes um die Musik und 80ziger Jahre Songs (It´s raining men usw.) waren gut geeignet schnell die Tanzfläche mit 2/3 der Anwesenden zu füllen.  Zwischendurch kamen auch mal der ein oder andere “Wendler” Song …. Das war dann auch der einzige gruselige Aspekt der Party.

Das Motto lautete “Rund um die Welt”… Eigentlich nicht so schwierig. Es gab eine “Europa” in eine blaue Europafahne gehüllt (und blau Perücke – sehr cool), einen Schotten, Piraten, Araber, eine Weltenbummlerin, eine Spanierin und eine Waldtraut in Kittelschürze (eigentlich ein Mann).

Ich war noch nie auf einer Faschingsparty, obwohl ich ja fast 10 Jahre in Bayern gelebt habe. Kinderfasching ist mir ebenfalls erspart geblieben, da mein Sohn verkleiden hasste. Für mich war im Vorfeld die Planung das Spannendste. Die Vorfreude war groß, weil ich etwas machen konnte, was ich noch nie gemacht habe. Ich glaube, das war mein größter Spaß. Und ich wusste, ich werde viele nette Menschen treffen. Schlussendlich waren es zwar nur ca. 20, aber wie gesagt – die Stimmung war grandios.

Das schlaue Wikipedia klärt mal wieder recht umfangreich auf. Fasching, Karneval, Fasnacht, Fastnacht oder auch fünfte Jahreszeit, bezeichnet Bräuche, mit denen die Zeit vor der Fastenzeit ausgelassen gefeiert wird. Die Fastenzeit beginnt dann am Aschermittwoch und gilt im Christentum als Vorbereitung auf das Osterfest.

Bemerkenswert, also mal wieder mit christlichem Ursprung. Mir leuchtet ein, warum die Menschen früher noch mal ausschweifend (im Wortsinn) feiern wollten, bevor die karge Fastenzeit begann. Auch das Verkleiden macht da Sinn: mal in eine andere Rolle schlüpfen und vielleicht nicht erkannt werden (Masken). Ich muss zugeben, dass bei mir auch eher das Verkleiden im Vordergrund stand.

Für einen Moment jemand Anderes sein, nicht auf das eigene Leben schauen, Spaß haben und Sorgen mal wegschieben. Das ist mir für den Zeitraum der Party ganz gut gelungen. Allerdings war ich doch auch ganz froh, als ich wieder zu Hause war, ganz ich selbst sein zu können. Außerdem taten mir die Füße vom Tanzen entsetzlich weh und ich war erleichtert meine Schuhe ausziehen zu können. Ebenso das Kostüm. Denn das war eben nur eine Verkleidung. Und ich fühle mich doch sehr wohl in meiner eigenen Haut.

Jahresringe

Mein Vater malte seit sein Enkel geboren war und er halbwegs stehen konnte in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen eine “Wachstumslinie” an die Kellerwand. Aufgeschrieben wurden Größe, zum Teil das Gewicht und das jeweilige Datum.

Bei meinem letzten Besuch stellte ich erstens fest, wie klein mein Sohn mal war, aber zweitens das er mich jetzt um gut 15 cm überholt hat und drittens, wie lange es her ist, seit er eben so klein war.

Gefreut habe ich mich darüber, dass mein Vater diese Erinnerungsleiste bzw. Zeitstrahl belassen hat, obwohl der Keller mehrfach saniert wurde. Wir blieben zu dritt (mein Vater, mein Sohn und ich) einige Zeit etwas versonnen davor stehen und betrachteten die Striche an der Wand. Ich glaube, uns gingen ähnliche Gedanken durch den Kopf. Mich erinnerten die Striche an der Wand an die Jahresringe eines Baumes. Es sind “nur” Linien, aber dazwischen gab es jede Menge Ereignisse, die zu einem Leben eben dazu gehören. Bei meinem Sohn waren es natürlich Dinge wie Einschulung, Konfirmation, Abi und Studienbeginn.

Wie wäre es, wenn ich auch so einen Zeitstrahl für mein Leben hätte? Was würden die Striche für Lebensabschnitte markieren? Die Ereignisse, die eben normalerweise stattfinden oder Ereignisse und Begegnungen, die aus anderen Gründen eine besondere Bedeutung haben? Das scheint mir eine interessante Frage zu sein: Was oder wer markiert in unserem Leben “Kerben” (bzw. Jahresringe oder Striche), die unser Leben beeinflussen und sogar verändern? Bei mir kann ich sagen, dass es sehr häufig Menschen waren, die einen oder mehrere Jahresringe hinterließen. Aber natürlich auch Ereignisse, die in unserer westlichen Zivilisation  fast zur Normalität gehören (Schulbildung, Beruf, Familiengründung,  Wohnortwechsel, Alter und Tod). Selbstverständlich ist das alles aber nicht.

Der Zeitstrahl meines Sohnes kann jetzt nur noch in der Horizontalen fortgesetzt werden, da die Kellerdecke erreicht ist. Naja, wachsen wird er wohl auch nicht mehr. Mal sehen, ob sein Opa weitere Markierungen bei einschneidenden Ereignissen anbringt. Ich finde das großartig und freue mich schon darauf, wenn mein Sohn mal seinen Kindern diese Erinnerungsleiste zeigt und vielleicht einige Geschichten dazu aus seinem Leben erzählt. Mögen es viele gute Jahresringe sein.

Geburtstag

In den letzten Tagen war ich auf zwei Geburtstagsfeiern. Meinen eigenen Geburtstag feiere ich höchst ungern, da ich finde, dass eigentlich die Mütter an diesem Tag gehrt werden sollten, denn die haben schließlich den meisten Stress gehabt. Außerdem hat man durch die Vorbereitung selber überhaupt nichts von dem Tag, weil man überwiegend damit beschäftigt ist, die Gäste zu bewirten. Nichts desto trotz gehe ich natürlich schon gerne auf Geburtstagsfeiern, da sich der Gastgeber darüber freut.

Die erste Geburtstagsfeier war eine Familienfeier und ich startete einen Überraschungsbesuch. Das Geburtstagskind freute sich merklich und hatte Tränen in den Augen, als ich auf der Bildfläche erschien. Familie hat für mich eine besondere Tragfähigkeit, deshalb war es mir sehr wichtig da zu sein. Das Geschenk kam ebenfalls gut an, aber trotzdem war es zweitrangig, da mein überraschendes Auftauchen offensichtlich die grösste Freude bereitete. Wie schön! Ein gelungener Tag!

Der zweite Geburtstag war der 50. eines sehr guten Freundes. Schon die Einladung war ungewöhnlich, denn wir wurden zu einer “Kumpanei” eingeladen. Das Wort kommt aus dem Lateinischen: cum pane = das Brot (des Lebens) teilen. Auch der Präsentwunsch war ungewöhnlich: Der Gastgeber wünschte sich Zeit, die er mit dem Schenkenden verbringen wollte (Fahrradtour, Kinobesuch o.ä.).

Ha – mein Reden! Ich finde auch, dass das Kostbarste, was wir anderen schenken können “Zeit” ist, die man gemeinsam teilt. So, wie auf dem Familiengeburtstag und auch bei der Feier des Freundes.

Bei beiden Geburtstagsfeiern war deutlich, wie viel Liebe, Verbundenheit, Freundschaft und Wohlwollen zwischen all diesen Menschen vorherrschte. Ein gutes Gefühl! Und natürlich war auch immer sehr reichlich für das leibliche Wohl gesorgt.

Deshalb passte die Einladung zu der Kumpamei auch ganz wunderbar, denn gemeinsam Brot zu teilen hat ja auch in der christlichen Tradition eine besondere Bedeutung. Vielleicht ist das auch der Grund, warum man zu Geburtstagsfeiern (und ganz allgemein für Gäste) immer so “auftischt”… Vielleicht sollte ich meine Abneigung zu meiner eigenen Geburtstagsfeier auch noch einmal überdenken.

Als Geburtstagslied wünschte sich der Freund ein sehr schönes, passendes Lied:

“Lobe den Herren , der sichtbar dein Leben gesegnet,

der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet.

Denke daran, was der Allmächtige kann,

der dir mit Liebe begegnet.” (J. Neander; 1680)